So. 15.3. Anreise - Tag 1
Da unsere Räder bereits am Vorabend eingecheckt waren, konnten wir uns heute etwas Zeit lassen.
Um ca.05:00 waren wir in Köln am Flughafen. Zwischenlandung auf Malle ohne Probleme, Ankunft in Sevilla gegen xx Uhr.
Nachdem wir die letzten in der Flughafenhalle waren wurde ich über den Verbleib unserer Räder etwas unruhig und
erkundigte mich. Aus Mangel an spanischem Wortschatz versuchte ich es auf englisch, was aber auch nicht wirklich
verstanden wurde. Die Damen zeigten immer wieder auf das Kofferband an dem wir dann wieder unsere Position einnahmen.
Kurze Zeit später lief das Band dann erneut an und förderte unsere Räder jeweils einmal rechts und links anschlagend
durch das Fenster in der Wand. Für den Zusammenbau und das Beladen ließen wir uns Zeit, heute hatten wir es ja nicht mehr weit.
Das komplette Verpackungsmaterial stellte ich neben einen Mülleimer, der von einer etwas nörgelnden Dame dann
entsorgt wurde.
Vor dem Flughafen dann die Suche nach dem Weg in die Stadt. Ich hatte mir per Google einen Ausdruck gemacht aber in
Natura sieht dann doch alles etwas anders aus.
Auf der anderen Seite der Schnellstraße angekommen war der Beschreibung nur schwer zu folgen und schließlich nahmen wir
den direkten Weg über einen Acker.
Es roch für unsere Winternasen schon irgendwie nach Sommer, die Anwohner saßen in ihren Gärten an langen Tischen und
gingen ihrer Siesta nach.
Irgendwann waren wir auf einem gut zu fahrenden Radweg und es ging zügig in Richtung Zentrum.
Ich hatte mir vom Stein Verlag die neueste Ausgabe des Führers ausdrucken lassen und hoffte nun, mit den darin
enthaltenen Karten zurecht zu kommen. Nach einer kleinen Stadtrundfahrt fanden wir dann endlich unser Hotel.
Die Verständigung war auf das nötigste beschränkt und fand aufgrund von beiderseitigen Sprachschwierigkeiten
ausschließlich per Handzeichen statt. Gebucht hatte ich bereits im voraus über Hotel.de was auch gut geklappt hat.
Räder entladen, auf die Schulter und ab auf den ersten Stock über eine herrlich schmale Holztreppe.
Ankommen war jetzt um 17 Uhr angesagt . Eine Erfrischung aus dem Automaten, eine Dusche und wir zogen zu Fuß los in
Richtung Wasser. Wie meinem Sohn versprochen machten wir auf dem Weg bei MCD halt. Eigentlich wollten wir uns ja auch
Alcatracz ansehen aber wir beließen es bei der Stierkampfarena und einem Bummel auf der Uferpromenade. Kurz noch unser
Frühstück eingekauft und nach je einer Liter Flasche Bier fielen wir in unsere Betten.
Mo. 16.3. Castilblanco de los Arroyos Tag 2
Meinem Starrsinn haben wir es zu verdanken: morgendliche Irrfahrt aus der Stadt auf DEM Originalweg.
Ca. 100x angehalten, die Beschreibung aus der Lenkertasche gekramt und gelesen. (Übrigens ein Problem das sich über
die ganze Reise zieht und das Fußgänger natürlich nicht betrifft.) Wenn man nicht weiß wo die Schilder hängen sucht
man sich dusselig Ich möchte es nicht unbedingt empfehlen aber man könnte auch an der Brücke starten und hätte es
etwas einfacher. Wer mag kann ja abends schon mal ein Stück durch die Stadt laufen
Ab Expo 92 Gelände endlich auf Piste. Eigentlich soll die Furt bei Santiponce ja nur nach Regenfällen unpassierbar
sein. Jetzt wo wir zwei vor der geschätzt 1m hohen Drecksbrühe stehen fällt mir auf, das ich noch nie ein Foto ohne
Wasser von dieser Durchfahrt gesehen habe. Die Vorschläge die man gelegentlich ließt, sich links und rechts durch die
Büschen zu schlagen, kann man als Radfahrer vergessen. Also zurück. Weil vermutlich schon viele Pilger vor Wut versucht
haben über die Autobahn abzukürzen, ist der gesamte Weg zurück mit 2m hohem Zahn abgesichert.
Nach einem großen Bogen über leichte Anhöhen mit gutem Gegenwind, einer Tankstelle wo rechts abgebogen wird, erreichen
wir Guillena. Leider geht unser Führer nur beiläufig auf diese Variante ein und es folgt die erste Irrfahrt durch ein
Städchen auf der Suche nach dem Weg bzw. der Herberge. Es ist kurz nach Mittag als wir an der Turnhalle vorbeifahren.
Es wird gerade ein Markt abgebaut und es riecht alles ein wenig streng. Da die Herberge in Castilblanco ja viel schöner
sein soll und es ja noch so früh ist, fahren wir weiter.
Es geht durch Stadtviertel die den Charme einer Müllkippe verbreiten. Ein kleiner verwahrloster Hund an einer Pfütze
stillt seinen Durst direkt neben einer Wegmarkierung mit den üblichen Steinmänchen . Nach der Durchquerung eines
Industriegebietes endlich raus aus der Stadt.
Wir erreichen ein Waldgebiet und Ölivenhaine in voller Mittagssonne. Pause.
Für den nun folgenden Abschnitt fehlen mir auch heute noch die richtigen Worte.
Wir hatten beide ca. 1 Ltr. Wasser dabei das wir auf der Weiterfahrt bis ca. 17 Uhr ausgetrunken hatten. Mit Fahrrad
fahren hatte das jetzt nichts mehr zu tun. Der Weg war derart ausgewaschen worden, das man annehmen könnte eine
Schneeschmelze sei hier durchgekommen.
Teilweise hatte das Wasser Gräben in der Höhe meines Rades gezogen. Schieben rauf und schieben runter. Es viel mir
schwer den Überblick zu behalten, an welcher Stelle des Führers wir uns gerade befanden. Noch ein Gatter und noch eine
Kreuzung. Wasser ist alle. 4 kleine Joghurts finden sich noch. Endspurt und nichts wie raus aus dem Wald raus auf die Straße. Es geht bergauf. Christoph kann nicht mehr, wir schieben. Den Gesichtsausdruck werde ich mein Leben nicht mehr vergessen.
Ohne die kleinste Spur eines Lächeln, egal was ich ihm oben angekommen versprach, schob er sein Rad weiter.
Wir erreichen eine Tankstelle am Ortseingang gegen 20 Uhr. Ich ging sofort hinein und sah mich nach Getränken um.
Ich nahm zwei Flaschen irgendeines blauen Sportgetränkes aus dem Kühlschrank und ging zur Kasse, doch der Tankwart war
draußen beschäftigt.
Ich schüttete die erste Flasche geradezu in mich hinein. Der Tankwart war immer noch draußen und es folgte die zweite
Flasche. Kurz vor dem Ende viel mir ein, das Christoph ja draußen stand. Ich reichte ihm eine weitere Flasche raus und
er trank in derselben Weise. Ich weiß nicht mehr genau ob es nun 5 oder 6 Flaschen a 0,5 ltr, waren die wir beide da
innerhalb weniger Minuten quasi runterschütteten. Der Tankwart kam nun doch noch zu mir und ich konnte bezahlen was wir
getrunken hatten. Nebenbei war er auch noch der Betreuer der Herberge nebenan und wir bekamen unseren ersten Stempel.
Angekommen. Wir gingen noch kurz auf der anderen Straßenseite etwas essen und vielen gegen 21.45 Uhr in unsere Betten.
Di. 17.3. El Real de la Jara Tag 3
Wir schlafen lange und verlassen gegen 9 Uhr als letzte die Herberge.
Die Bar von gestern Abend hat schon auf und wir gehen erst einmal frühstücken.
Auf dem Weg aus der Stadt wird erst einmal Wasser gekauft, 3x 1,5ltr. + Bananen.
Die schmale Landstraße schlängelt sich malerisch über kleine Anhöhen. Es geht 16km immer leicht auf und ab, ehe es in
einen Naturpark geht. Wunderschön gelegen geht es auf kleinen Schotterwegen dem Höhepunkt der Tages entgegen.
Es geht in Serpentinen so steil bergauf, das Christoph es nicht mehr schafft sein Fahrrad zu schieben.
Für mich bedeutet das rauf schieben, abstellen, zurück laufen und nochmal rauf schieben.
Oben angekommen genießen wir die Aussicht zusammen mit einem Pilgerpaar aus Holland.
Auf der anderen Seite des Berges ging es zwar nicht so steil runter wie rauf, der Weg war aber so schlecht das auch
hier wieder schieben angesagt war.
Menü al dia von 15 16 Uhr. Ich kann es nicht genau definieren, ich glaube es war Pansen mit Bohnen.
Für die Herberge war es noch zu früh und wir beschließen die 14km bis zur nächsten noch weiter zu fahren.
Das es wieder 20 Uhr wird haben wir zu dem Zeitpunkt nicht geahnt.
Querfeldein Passagen durch einen Wald, Beschreibung und gelbe Pfeile passen irgendwie nicht zusammen. 2x Verfahren.
Die letzten km ziehen sich unendlich. Steile Abfahrten über Geröll, schieben. Herberge in Castilblanco geschlossen
aber es gibt ja die Pension Molina.
Rein Zufällig treffen wir einen jungen Spanier der rein zufällig mit dem Vermieter verwand ist.
Ralf aus Münster hilft uns in Sachen Spanisch, in der Pension sowie beim Abendessen.
Christoph hat üblen Sonnenbrand gegen den im Ort leider nur Nivea zu bekommen ist.
Mi. 18.3. Monesterio Tag 4
Da die Fahrräder definitiv zu schwer sind, wird kurzerhand umgepackt.
Ein Teil landet im Müll, ein Teil geht per Post für 34€ zurück nach Hause.
Wie sich später herausstellt hatte ich bei der Wahl der Teile und deren Verbleib keine gute Wahl getroffen.
Die dicken Jacken z.B. hätte ich besser nicht zurück geschickt.
Im Ort gibt es kein Cafe deshalb kaufen wir im Supermarkt ein und machen nach den ersten km unser Frühstück.
Der Weg ist gegenüber den ersten beiden Tagen hervorragend, es gibt ein paar nasse Füße an Bachdurchfahrten.
Später geht es direkt neben der Autobahn weiter.
Gegen 14 Uhr erreichen wir Monasterio, entschließen uns zu bleiben und beziehen ein Zimmer im Hostal Extremadura.
Christoph bekommt nun endlich eine Sonnenchreme und nach einem Snack liegen wir in unseren Betten und schauen
spanisches TV.
Do. 19.3. Los Santos de Maimona Tag 5
Da wir bereits am Vortag unser Proviant eingekauft haben, geht es heute etwas zügiger auf Piste.
Ein Pilger den wir zuvor an einer Schafherde überholt hatten, zieht an uns vorbei als wir auf einer herrlichen Wiese
gegen 10 Uhr unser Frühstück genießen. Aufgrund von einigen Problemen den richtigen Weg zu finden gelingt es uns
nicht ihn wieder einzuholen. Erst in Zafra treffen wir gegen Mittag etwa zeitgleich ein. Tagesziel sollte eigentlich
eine alte Ölmühle sein. Der Weg hinter Zafra war aber recht anstrengend sodass wir im nächsten Ort entschieden haben,
es für heute gut sein zu lassen. In der Touristen Info werden wir an die Polizei Dienststelle verwiesen.
Alle sind sehr freundlich und ein Passant der uns als Pilger identifiziert begleitet uns noch ein Stück aus der
Stadt bis es auf einer schmalen Straße recht steil auf einen Berg geht. Die Herberge macht keinen guten Eindruck auf uns.
Die Fenster sind mit Brettern verschraubt, es gibt nur kaltes Wasser und draußen tummeln sich halbstarke jugendliche rum.
Wir sind etwas hungrig und entscheiden uns kurzentschlossen noch einmal zu Fuß in die Stadt zu gehen.
Wir sind die einzigen Pilger und schließen nach uns alles zu. Der Fußmarsch und der Einkauf dauern und es wird dunkel
ehe wir zurück in der Herberge sind. Wir genießen unser Käsebrot auf der Bettkante und unseren Schlummertrunk
als es gegen 20:30 Uhr an der Tür klopft. Ich bin zunächst etwas erschrocken und kann die ganze Situation überhaupt
nicht einordnen. Wir zwei hier in der recht großen Herberge mit den Brettern vor den Fenstern ?
Ich öffne vorsichtig die Tür und draußen steht ein Pilger wie ich ihn mir nur aus vergangenen Zeiten vorstellen konnte.
So stand im halbdunklen Eingang der Herberge Felix aus Flensburg vor uns. Kurzer Austausch von Informationen,
woher wohin warum, und wir sitzen gemeinsam auf einer Bank vor der Herberge. Im nachhinein muss ich sagen doch froh
über seine Anwesenheit in dieser Herberge gewesen zu sein.
Fr. 20.3. Merida Tag 6
Es scheint so langsam ein tägliches Ritual zu werden, sich in irgendwelchen kleinen Dörfern zu verfahren.
So sind es abends ca. 15 km mehr wie geplant.
Insgesamt ein Fahrrad freundlicher Tag. Es geht auf langen staubigen Schotterwegen bis zum Horizont mal leicht bergauf,
mal leicht bergab. Es rollt.
Nach einer leichten Steigung treffen wir zwei Pilger aus Köln und Hamburg.
Kurzer Smaltalk und zwei Tipps für die weitere Pilgerreise die ich an dieser Stelle eigentlich gar nicht beachtet habe,
die aber aus heutiger Sicht eine gewisse Bedeutung haben.
Der erste bezog sich auf unser Vorhaben für Santiago nur einen Tag einzuplanen, der zweite darauf den original Weg
zu fahren und nicht die Straße.
Wir erreichen Merida und die Herberge auf einem völlig anderen Weg als es unser Führer beschreibt.
Der Empfang ist nicht besonders freundlich. Es folgt ein kurzer Rundgang durch die Altstadt für den wir uns besser
mehr Zeit gelassen hätten.
Alle unteren Betten der Herberge sind belegt und so reit sich hier vom älteren Pärchen über junge Frauen und Männer
a
lles Bett an Bett.
Sa. 21.3. Caceres Tag 7
Es geht über Baustellen vorbei an einem Stausee der Römer und über Trampelpfade durch ein Waldgebiet,
teilweise sehr sandiger Boden, teilweise Steine. Die letzten km auf dem Originalweg.
An dieser Stelle müssen wir eingestehen, diesen Weg bis Santiago in der verbleibenden Zeit nicht zu schaffen.
Anmerkung: Christoph hat aufgrund einiger Komplikationen kurz nach seiner Geburt sogenannte Wahrnehmung Störungen.
Hier angekommen ist mir bewusst geworden, seine Grenze erreicht zu haben. Es geht raus auf die N630, Wegführung für
alle Pilger, und dann zeigt Christoph was er kann. Volle Motivation, hohe Gänge und gut 25-30km/h und das nicht nur
für kurze Zeit. Die Straße gehörte quasi uns und führte immer gerade aus so weit das Auge sah (OT Tagebuch)
Heute Abend beziehen wir Quartier in Pension Carretero direkt in der Altstadt, eine Empfehlung aus unserem Führer.
Ein scheinbar uraltes Haus mit sehr freundlichen Besitzer. Abends sitzen wir vor dem Hotel und verputzen zwei Grillteller.
Am nächsten Morgen ein märchenhafter Ausblick auf die Altstadt über der die Störche ihre Runden ziehen.
Wir fühlen uns zurückversetzt in eine vergangene Zeit.
So. 22.3. Plasencia - Tag 8
Der Weg führt uns heute bei reichlich Gegenwind über die N630, vorbei am Stausee der am WE beliebtes Ziel von
Motorradfahrern ist. Es geht stetig bergauf in kleine Bergdörfer die an Östereich erinnern. An einem kurzen Stopp zum
Kartenlesen werden wir von einem Schwarm Wespen angegriffen, bei dem Versuch uns zu verteidigen verteile ich die
Blättersammlung unseres Stein Führers über die Straße.
Wir beziehen Quartier direkt in der Altstadt im Hostal Muralla . Nach einem Rundgang durch die Stadt müssen wir
feststellen: Heute müssen wir richtige essen gehen. Wir setzen uns mitten in ein Lokal dessen Speisekarte wir nicht
verstehen und hoffen das der Ober uns schon was bringt.
Leider hatten alle Bediensteten riesige Probleme damit und ich wünschte mir den Abend gerne schon vorbei.Es war
eigentlich lecker und satt geworden sind wir auch, den Vortrag des Kellners zur Rechnung hätte ich gerne verstanden.
Es mag an dem ungemütlichen Essen gelegen haben, es kommen Gedanken über den eigentlichen Sinn der Reise auf.
Es macht sich ein eher sportliches Gefühl breit, das es unbedingt ein erfolgreiches Ende geben muß.
Mo. 23.3. Cantagallo Tag 9
Wir haben auf unserer Fahrt schon so manches Ziel fallen gelassen und deshalb folgt heute morgen auch noch der
Felix Bogen. Ich muss aber schon gestehen, das es mir diesmal besonders schwer fällt. Die Straße führt uns nun doch
etwas vom original Weg weg und geht ständig bergauf und bergab. Irgendwie rollt es heute nicht besonders und es kommen
Gedanken über die eigene Grenze auf. Es ist schon spät Nachmittag als wir durch ein kleines Dorf fahren,
ich bin müde und hallte die Augen auf nach einem Hotel. Am Ortsende angekommen streift der Blick in die Ferne ohne
einen nächsten Ort erblicken zu können. Im Vorbeifahren ist mir ein Hostal aufgefallen, das mir aber nicht besonders
einladend erschien, das ich aber jetzt doch gerne näher ansehen wollte.
Hostal El Tirol stand auf einem Schild und im nach hinein bin ich froh zurück gefahren zu sein.
Di. 24.3. Salamanca Tag 10
Es ist der 4te Tag auf der N630 und der schlimmste. Es geht nur wenige km hinter dem Hotel auf eine von Baustellen
übersähte Strecke. Kein Mensch hat sich hier Gedanken gemacht das auch Räder da durchkommen müssen.
Es geht über Seitenstreifen, abgesperrte Bereiche auf denen uns Baustellenfahrzeuge entgegen kommen, teilweise
einspurige Strecken mit Ampelsteuerung, wobei die Ampelphase so kurz ist, das uns auf halber Strecke schon wieder
Gegenverkehr entgegen kommt. Alles in allem können wir froh sein das ganze überlebt zu haben.
Kurz vor Salamanca ist die Autobahn fertig und wir haben die Landstraße wieder für uns.
In Salamanca frage ich ca. 5x nach der Tourist Info ohne sie jedoch zu finden. Auf einer Fußgängerpassage sehen wir
das erste mal ein Hostal und enscheiden spontan zu bleiben.
Das Hostal Tormes entpuppt sich als eine umgebaute Großraumwohnung die zimmerweise vermietet wird.
Diese Konstellation wird uns in den nächsten Tagen noch mehrmals begegnen.
Der Vermieter ist sehr freundlich und es gibt ein extra Zimmer zum abstellen der Räder.
Mi. 25.3. Zamora Tag 11
Da ich die zweite Hälfte unseres Weges unbedingt mit einem offiziellen Stempel beginnen wollte wird es gut 10:30 Uhr
als wird endlich die Stadt verlassen. Nach einem Frühstück hatte dann endlich die Tourist Info offen und der
Versuch für kleines Geld einen Ersatz für unsere zurückgeschickten Fleece Jacken zu bekommen scheiterte.
Den Rest des Vormittages fuhren wir in Regenjacken, gegen Mittag wurde es dann etwas wärmer.
Die Übernachtungsempfehlung aus dem Buch ist leider voll und wir ziehen weiter. Da ich den Namen des Hostals nicht
mehr weiß und sicher auch keine Empfehlung abgeben möchte nenne ich es hier einfach Pension Speziale.
Die verstaubten Räder machen sich in dem Zimmer recht gut, Badelatschen hatten wir eh dabei und mit Socken ins Bett
geht ja auch mal, für eine Nacht. Wir haben mächtig Hunger und ziehen los zur nächsten Pizzeria.
Für 22€ bestellen wir und ziehen noch eine Runde um den Block. Als wir abholen kommt uns die Schachtel schon recht
klein vor, als die Pizza verdrückt war fragten wir uns: Und was essen wir jetzt?
Do. 26.3. Tabara Tag 12
Gegen Mittag auf etwa der halben Strecke eine Abzweigung, N631 in Richtung Orense.
Da wir eh auf Abwegen waren und die Nebenstrecke entsprechend weniger Verkehr erwarten ließ fuhren wir die willkommene
Abkürzung. Um 12Uhr dann endlich das lang ersehnte Menü al Dia in einem Lokal direkt an einem Stausee gelegen.
Die Herberge in Tabara liegt direkt an einer Baustelle, ein großer Kran schwingt den ganzen Nachmittag über seine
Baumaterialien über das kleine Backsteinhaus. Wir sind die zweiten Pilger die ankommen, bleiben aber nicht die letzten.
Gegen Abend ist der kleine Schlafraum recht gut belegt.
Fr. 27.3. Requejo Tag 13
Es geht weiter über traumhafte Highways die in Alaska kaum schöner sein können.
Wir erreichen nach einem kleinen Fehler unseres Führers gegen 18Uhr das Hostal Tu Casa.
Kurz noch was einkaufen aber kein Geldautomat zu finden. Auch im Hostal nur Schulterzucken.
Also mal eben die 11km zurück . Es ist kurz vor acht, als wir zwei dann endlich im Lokal saßen und unser Essen bestellten.
Sa. 28.3. A Gudina Tag 14
Direkt vom Hotel aus geht es bergauf in Richtung Pass. Ohne Aufwärmphase im 1-2 Gang mit ca. 6 km/h.
Es folgt eine Brücke in leicht schwindelnder Höhe und ein unbeleuchteter Tunnel. Auf der anderen Seite wird es nochmal
etwas kälter und auch windiger. Es folgt ein zweiter Pass mit Aussichten wie auf der Tauernautobahn.
Ein rüstiger Rentner aus Spanien ist der einzige Pilger den wir heute treffen. Er ist bergauf nicht viel langsamer als wir.
Wir fahren an einem sehr breitem Tal entlang und folgen der Straße in jeden der zahllosen Seitentäler.
Der Wind ist teilweise so stark das wir befürchten bergauf wieder zurückgeschoben zu werden, wenn wir aufhören zu treten.
Wir haben erst 45km gefahren als sich über uns alles zusammenzubrauen scheint.
Wir erreichen A Gudina kurz nach mittag und beziehen ein super Zimmer in einem 1* Hotel Relojero.
Die Räder kommen in einen Hühnerstall auf der Rückseite.
So. 29.3. Xinzo de Limia Tag 15
Heute Nacht sind die Uhren umgestellt worden, wir sind also eine Stunde früher dran und der Morgen ist heute noch
kälter als der gestrige Nachmittag, die Sonne versteckt sich hinter dicken Wolken. Wir ziehen alles an was wir
haben und frieren immer noch. Am meisten vermissen wir Wollmütze und dicke Handschuhe. Zwei Lagen Müllsäcke halten
zumindest den Wind etwas ab.
Die Strecke bietet keine besonderen Sehenswürdigkeiten. Da wir nur das Kartenmaterial aus unserem Führer zur
Verfügung haben und von Anfang an Probleme mit der Orientierung hatten bleiben wir weiter auf der Nationalstraße.
Wir sind etwa 40km vor Ourense als wir im Hostal Antela unser Zimmer beziehen. Wir bemerken erst am späteren Abend
das die Zimmertemperatur nur 12° beträgt. Ich mache es mir im Schlafsack gemütlich.
Mo. 30.3. Cea Tag 16
Der erste Morgen an dem unsere Microfaser Unterwäsche nicht trocken geworden ist.
Neben dem Hotel ist ein Orient Basar so eine Art Euro Shop. Es gibt Handschuhe, Mützen und Langarm Shirts in
Einheitsgrößen. Wir zwei müssen ein herrliches Bild abgegeben haben, mit dem Canabis Emblem auf der Mütze.
Auf dem weiteren Weg über einen letzten Pass sind wir jedoch froh diese Teile anzuhaben.
Es wird langsam spät und ich verspüre das Bedürfnis die letzten Nächte nochmal als Pilger in einer Herberg zu verbringen.
Di. 31.3. Santiago Tag 17
Eigentlich sollte es unser vorletzte Tag sein, als wir morgens gut gelaunt und ausgeschlafen von Cea losfahren.
Ziel war eine Herberge mit Restaurante, die letzte vor Station vor Santiago und eine Empfehlung aus dem Führer.
Gefreut hatte ich mich auch, die Stadt auf dem Original Weg durch den Eukalyptos Wald zu erreichen.
Bis Mittag fahren wir zunächst weiter auf der Nationalstraße. Der Beschreibung zur letzten Herberge kann ich
aufgrund fehlender Karten nicht folgen. Die Orte die wir durchfahren sind auf den Kärtchen nicht eingetragen,
die angegebenen nicht ausgeschildert. Also hallte ich alle Augen offen um doch noch ein letztes Quartier vor dem
Ziel zu finden. Vergeblich. Bis kurz vor der Stadt gebe ich die Hoffnung nicht auf, merke aber gleichzeitig,
das es so wie es jetzt enden wird eigentlich nicht sein soll, das ich es aber auch nicht mehr aufhalten kann.
Es geht über Schnellstraßen, Kreisverkehr, Radwege usw. unaufhörlich in Richtung Zentrum.
Keine Spur von Pilger Romantik und ehe wir uns dessen bewusst werden, sitzen wir zwei gegen 17 Uhr auf einer Bank
an der Kathedrale. Die wenigen Pilger die uns begegnen sind schon ohne Gepäck unterwegs, der Vorplatz ist voll mit
Touristen und Schulklassen. Wir versuchen den Augenblick und die letzten Sonnenstrahlen zu genießen.
Es wird langsam kalt und wir machen uns auf in Richtung Pilgerbüro. Keine Warteschlange, ich bin direkt dran.
Nachdem auch Christoph seine Compostella abgeholt hat werden wir von einem Vermieter einer Pension angesprochen.
Eigentlich nicht meine Art, aber ich will einfach nur noch ein Bett. Auf dem Weg drücke ich den Preis für drei Nächte
noch auf 100€ runter. Es ist eine dieser Großraumwohnungen die wir ja schon kennen, alles aber sehr sauber und gepflegt
und in unmittelbarer Nähe zur Kathedrale gelegen. Nach dem Duschen machen wir noch eine kleine Runde und zu sehen ob
wir auch wirklich Da sind. Gegen 23Uhr schlafen wir.
Mi. 1.4. Santiago - Tag 18
Wir versuchen lange zu schlafen, gegen 10:00 Uhr geht es aber nicht mehr. Auf dem Weg zur Pilgermesse probieren
wir Santiago Torte zum Kaffee.
Wir sind noch etwas zu früh und machen eine Runde durch die Kirche. Der berühmte Baumeister ist inzwischen hinter
einem Zaun, Millionen von Pilgern haben deutliche Spuren hinterlassen.
Kerzen sind durch LED`s ersetzt. Der Aufstieg zum Apostel wird über eine Ampel gesteuert an die sich aber keiner hält.
Es herrscht ein Treiben wie auf einer Kirmes.
Daran ändert sich auch nichts als die eigentlich Messe beginnt. Leute gehen, Pilger kommen.
Es wird lautstark gratuliert und man freut sich gemeinsam hier zu sein.
Wir zwei fühlen uns nicht wirklich dazu gehörend und beobachten das Treiben von einer hinteren Reihe.
Als gegen Ende der Messe der Weihrauchkessel geschwenkt wird ist von den Anwesenden keiner mehr zu halten.
Alle stehen auf den Bänken und knippsen was geht.
Der Rest des Tages verbringen wir mit Stadtbummel durch die unzähligen Souvenir Shops.
Do. 2.4. Santiago - Tag 19
Stadtbummel, Museumsbesuch ...
Fr. 3.4. Rückreise - Tag 20