Via-de-la-Plata

Vorbereitung

Ettapen-Unterkunft

Resümee-Rückreise

Reisebericht

Via-de-la-Plata per Rad:
Geplant haben wir die 1000km in 17 Tagen zu fahren. Tag 18 war für Santiago gedacht.Unser Hin Flug war am So. den 15.3., der Rückflug am Fr. den 3.4. macht zusammen 3 Wochen Urlaub. Da wir an den ersten Tagen die erhoffte Strecke von ca. 60km bei weitem nicht erreicht und bis Merida schon 5 Tage gebraucht haben, fuhren wir danach nur noch auf der Straße und waren bereits am 16. Tag am Ziel. Trotz reichlicher Vorbereitung hatten wir eine derart Fahrrad untaugliche Strecke auf den ersten Etappen nicht erwartet zumal diese ja gut machbar sein sollten. Wir dachten schon auf einer einfachen Piste auch fahren zu können. Beschreibungen wie Radfahrer schieben oder je nach Kondition schieben ließen uns in dem Glauben, das Steigung und Wegbeschaffenheit dieses auch zulassen. Wir hatten in den ersten Tagen Mühe die doppelte Fußgänger Etappe zu schaffen und das nicht nur weil wir beide in schlechter Kondition waren. Winterpause ;-( Auch was die Beladung des Mountainbike angeht, können wir hier nur empfehlen, alles auf grobes Gelände auszurichten. Unsere Lenker- und Packtaschen waren nicht unbedingt geeignet, um damit über Schlaglöcher und Geröllpisten zu fliegen. Minimales Gepäck sollte unbedingt eingehalten werden. Bereits am dritten Tag haben wir für ca. 30€ Porto einiges zurück nach Hause geschickt, anderes aber auch einfach entsorgt :-((

Was wir besser machen würden:
Der Weg ist das Ziel. Ein Tag in Santiago reicht. Neben einem Pilgerführer zum Auffinden der Herbergen würden wir uns gutes Kartenmaterial mit aktuellem Stand der Autobahn Bauarbeiten besorgen. In den Bereichen wo diese fertig ist, wird die Nationalstraße kaum noch befahren also für Radler ideal.

Ganz wichtig: Es gibt DEN Originalweg nicht mehr!
Den Weg, den Sie gehen oder fahren werden, haben sich Offizielle ausgedacht. Es ist eine Mischung zwischen dem "Echten" und dem was die moderne Welt noch zulässt. Es ist auch ein Bemühen sichtbar, den Pilger vor allzu großem Risiko zu schützen. Teilweise mußte man über Leitplanken klettern, auf Nebenwegen etwas abseits der Straße fahren oder einfach quer über einen Güterbahnhof, um dann wenige km später doch wieder auf der Nationalstraße zu landen. Dort wo es möglich ist, werden die Pilger von der Straße ferngehalten und sei es nur für wenige Meter. Für Radfahrer die sowieso die Straße mit eingeplant haben, ist es zeitweise einfacher den Straßenschildern zu folgen. In einem kleinem Ort vor Merida sind wir ca. 10x die Hauptstraße rauf und runter gefahren, weil wir uns den Namen einer Nebenstraße nicht gemerkt hatte. Nach wenigen Metern auf dem "Originalweg", mit anschließender Durchquerung einer Baustelle, fuhren wir dann nach dem Ortsende direkt neben der Nationalstraße weiter in Richtung Merida.

Tagesablauf / Essen / Stempel:
Da ein "Menü al Dia" meist erst ab 13 Uhr zu bekommen ist und die Lokalitäten am Wegesrande dünn gesäht sind, haben wir uns an den meisten Tagen für ein Picknick entschieden. Wir haben uns im Laufe des Vormittages mit Brot, Wurst, Obst und Getränken eingedeckt wobei auch hier die Devise gilt: Was man hat, das hat man. Lebensmittelgeschäfte sind von weitem nicht immer als solche zu Erkennen und oft ist nicht alles in einem Laden zu bekommen Gleiches gilt übrigens auch für Bargeld. In Requejo gibt es z.B. keinen Geldautomat. Ich mußte dann Abends als "Absacker" die 11km nach Puebla de Sanabria zurück fahren und Geld abheben. Ein weiteres Problem war die Stempelei des Pilgerausweises. Wer nicht täglich in Herbergen übernachtet, steht gelegentlich vor verschlossenen Touristenformationen (Siesta). Wir haben uns als Notlösung immer einen Stempel des Hostals geben lassen. Ob das jedoch immer so akzeptiert wird können wir nicht garantieren. Insgesamt muss bei der Tagesplanung auch die ein oder andere Stunde mit Suchen bedacht werden

Kosten:
Ein Kaffee kostet in der Regel 1,50€, ein 3-Gänge-Menü mit Getränken unter 10€. Pizza u.Ä. ist relativ teuer. Ein Doppelzimmer mit Bad kostet im Hostal ca. 40€, mit Gemeinschaftsbad ca. 25€, die Herbergen zwischen 3€ und 6€.

Ausrüstung / Wetter:
Wer außerhalb der Saison fährt braucht keine Isomatte. Außer einem kleinen Messer zum Obst schälen haben wir keinerlei Küchenutensilien benötigt. Was ich trotz reichlich Lektüre und www total unterschätzt habe ist das Wetter: Am zweiten Tag Sonnenbrand an Armen und Ohren und zwar richtig. Gegen Ende der Reise Wind, Wind und nochmals Wind und zwar immer von vorn. Zudem war es in den Bergen "Saukalt". Wir sind an einem Morgen mit Müllsäcken üben den Fahrradhandschuhen gefahren. Wer im März fährt sollte also neben Sonnenschutz 40(!) auch entsprechende Winterausrüstung dabei haben. Eine Radmütze die unter den Helm passt, lange Handschuhe usw. Insgesammt würde ich die Bekleidung noch konsequenter auslegen: An dem kältesten Tag sollten die Packtaschen, bis auf die Unterwäsche zum Wechseln, leer sein. Alles muss kombinierbar sein, also kein Teil aus Baumwolle dazwischen. Langärmelige T-Shirt hatten wir z.B. gar keine dabei und mussten aufgrund der Kälte nachgekauft werden.

Begegnungen:
Die ersten KM waren wir alleine unterwegs. Recht spät los und dann noch die Suche nach DEM Originalweg aus der Stadt. Gegen Mittag in einem Naturpark die ersten Pilger in Sichtweite. Kurzer Austausch mit einem Belgier am Wegesrand der uns wenig später wieder überholte. Gemeinsam mit einem Paar aus Holland kämpften wir uns einen Berg hoch und wieder runter. Ralf aus Münster trafen wir in der Pension Molina. Er sprach gut spanisch und machte aufgrund div. Blasen an den Füßen einen Tag Pause. Gemeinsames Abendessen war recht nett. In der Herberge in Los Santos de Maimona klopfte gegen 20 Uhr Felix aus Flensburg an die Tür. Er studierte in Spanien ein Semester und hatte noch etwas Zeit um die Via zu laufen. Wir saßen noch eine Weile gemeinsam vor der Herberge bis uns die Müdigkeit trennte. Auf einer Höhe trafen wir einen Kölner und einen Hamburger. Letzterer wunderte sich Kopfschüttelnd, das nach wenigen Sätzen unter Kölnern, das Thema bereits auf ein kühles Kölsch umschwenkte. In Merida liefen wir abends noch ein Stück mit einem weiteren Kölner und einer Dame aus Italien durch die Stadt. Desweiteren gab es jede Menge hupender und winkender Spanier, grüßende Radfahrer und einen Hobbygärtner der uns stolz seine Kräuter zum probieren reichte. Eine Ordensschwester die einfach fragte: Santiago? und uns dann den richtigen Weg durch die Stadt zeigte. Kinder die von uns wissen wollten, ob wir auf dem Weg nach Santiago währen ... usw. usw.

Pilgermesse:
Das war er nun, der festliche Abschluss unserer Reise. Ein Kommen und Gehen wie in einem schlechten Zirkus. Heerscharen von Schulklassen ziehen lauthals in die Kirche. Es werden die Sitzplätze getauscht wobei auch ganze Bänke laut verschoben werden. Vereinzelt sieht man auch Pilger. Zwei Reihen vor uns sitzt jemand total in sich gekehrt ohne eine Reaktion auf das Geschehen um uns herum. Was mag ihn wohl auf diese Reise geführt haben? Er wird ein vielfaches unserer Zeit unterwegs gewesen sein und sich den Abschluß seiner Reise vermutlich auch anders vorgestellt haben. Hinter den Aktiven auf der Bühne ziehen unvermindert die Touristen von rechts aufsteigend am Jakobus vorbei. Später treffen wir eine junge spanische "Pilgergruppe" in einem Fastfood Restaurante wieder. Die Pilgerurkunde zwischen fettigen Fritten auf dem Tisch. Wir sind uns über die Beweggründe der spanischen Schulen nicht ganz sicher. Wir denken sie werden mit dem Bus die erforderlichen 100km vor die Stadt gekarrt, laufen zurück und bekommen für ihre "Leistung" eine Compostella. Ob das alles im Sinne der Pilgertradition ist, mag bezweifelt werden. Eigentlich wollten wir zwei Kerzen anzünden. Eine für unsere "Mutti" die genau auf den Tag vor einem Jahr verstorben ist, eine zweite für einen Freund der darum gebeten hatte. Leider ist dieses in Santiago nicht mehr möglich. Es gibt nur noch Holzkisten mit künstlichen Kerzen die an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten sind. Es muss 1€ eingeworfen werden und es geht an willkürlicher Stelle eine LED an. Wie lange diese dann leuchtet ist nicht bekannt. Um Manipulationen der Touristen zu verhindern ist das ganze auch noch unter einem Plastikdeckel. Uns war das alles reichlich befremdend und so haben wir es vorgezogen im Stillen unserer Lieben zu gedenken und uns dann von diesem Ort zu verabschieden.

Das war nun das Ziel unserer Reise ?
Es ist und wird es wohl für immer bleiben: Ein unvergessliches Erlebnis. Im Vergleich zu anderen Urlaubsreisen der Vergangenheit ist es uns noch nie so schwer gefallen zurück in den Alltag zu finden. Zeit um die Seele baumeln zu lassen hatten wir wenig. Einmal an irgendeiner Steigung, an der wir nach über einer Stunde im zweiten Gang immer noch nicht oben waren und dann in der Herberge in Cea: Mollig warm und frisch geduscht ganz alleine in einer Pilgerpritsche liegend und die Ruhe und den Frieden der ganzen Welt genießen Wenn es einen Moment der Besinnung gab, dann war es hier, so kurz vor dem Ziel. Leider war es nicht von Dauer, denn der Herbergsvater wollte uns zum Feierabend erklären wie alles abgeschaltet und abgeschlossen wird.

Rückreise:
Die freundliche Dame von "AirBerlin" hat uns gratis 4 Umzugskarton "besorgt". Das Verpacken war dann recht aufwendig, da die Vorderräder demontiert werden müssen. Trotz zwei Rollen Klebeband war dem ganzen nicht wirklich Festigkeit beizubringen. Bleibt die Überlegung evtl. doch besser in Flugtaschen zu investieren und diese 2-3kg die Strecke über auch noch mitzuschleppen :-(